Zero Waste: Ein Leben ohne Müll?

Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind Themen, die unsere Gesellschaft immer mehr beschäftigen. Die Zero Waste-Bewegung verfolgt dabei ein auf den ersten Blick drastisches Ziel: Ein Leben ohne Müll. Wir stellen euch die Idee vor und geben erste Tipps, wie das genau funktionieren soll und wie ihr euren Alltag eventuell auch „müllfrei“ gestalten könnt.

WAS BEDEUDET ZERO WASTE GENAU?

Betrachtet man die deutsche Übersetzung von Zero Waste, ist das Ziel klar: Kein Müll, also im besten Fall der Verzicht beziehungsweise die vollständige Vermeidung von Müll. Diese Bewegung fängt bei jedem Einzelnen an, zum Beispiel durch die Verwendung von Mehrzweckbechern. Natürlich ist den Verfechtern der Zero Waste-Bewegung bewusst, dass eine hundertprozentige Müllvermeidung, zumindest aktuell, nicht realisierbar ist. Doch alles, was nicht vermieden werden kann, wird reduziert und wiederverwertet, also zur Not recycelt oder kompostiert. Unvermeidbarer Müll wie zum Beispiel Verpackungen von Medikamenten sollten so gering wie möglich gehalten werden. Als Pionierin der Zero Waste Idee gilt übrigens die Französin Beá Johnson, die mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen seit 2008 müllfrei in Kalifornien lebt und die Bewegung mit Hilfe ihres Blogs „Zero Waste Home“ und ihres Buches „Glücklich leben ohne Müll. Zero Waste Home“ verbreitet hat.

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WAS IST DIE MOTIVATION HINTER ZERO WASTE?

Die Gründe für die Bewegung liegen auf der Hand und werden vor allem durch harte Fakten untermauert: Der Durchschnitts-Deutsche wirft ca. 450 kg Haushaltsmüll pro Jahr weg, umgerechnet auf den Tag ist das mehr als ein Kilo! Natürlich sind die Themen Recycling und Mülltrennung längst bei uns angekommen, doch angesichts der Müllmasse ist der Anteil, der recycelt wird, immer noch sehr gering. Der restliche Müll wird verbrannt, was trotz aller Verbesserungen in diesem Bereich immer noch zu Umweltbelastungen führt. Das Ziel der Anhänger der Zero Waste-Bewegung ist es, durch Müllvermeidung einen möglichst kleinen „ökologischen Fußabdruck“ zu hinterlassen. Durch die Vermeidung giftiger Stoffe wie Bisphenol A (BPA), der in Plastikverpackungen enthalten ist, schützt man zudem die eigene Gesundheit.

KEINE „CHALLENGE“, SONDERN EINE BEWUSSTE HALTUNG

Inzwischen gibt es auch zahlreiche Blogs zu dem Thema Zero Waste, auf denen auch gerne die eigenen Erfolge gefeiert werden. Doch auch wenn die minimalistische „Müll-Bilanz“ von besonders erfolgreichen „Müllsparern“ zum Beispiel am Ende des Jahres in ein Einmachglas passt, ist ein Wettkampf unter Gleichgesinnten nicht das primäre Ziel der Bewegung. Zero Waste ist kein Trend oder eine „Challenge“, sondern eine bewusste Haltung und eine Entscheidung, die viel Konsequenz und auch ein radikales Umdenken im persönlichen Alltag erfordert. Oft sind wir uns nämlich gar nicht bewusst, in wie vielen Alltagsprodukten Müll versteckt ist.

WIE SIEHT ZERO WASTE IM ALLTAG AUS?

Ein Zero Waste Haushalt ist im Optimalfall völlig kunststofffrei und verzichtet vollkommen auf Artikel, die nicht recycelt oder kompostiert werden können. Für viele Produkte gibt es inzwischen Alternativen, die ebenso zweckmäßig und manchmal sogar besser sind und auch bei der Hausarbeit kann man sich viele Abfallstoffe und Müll sparen. Bei Reinigungsmitteln könnt ihr zum Beispiel oft mit einer geringeren Dosis denselben Effekt erzielen und beim Fensterputzen kann man sogar ganz darauf verzichten. Probiert zum Beispiel mal das Putzen nur mit Wasser und einem Lappen. Essensreste auf dem Geschirr bekommt man leicht auch ohne Spülmittel weg, wenn diese nicht eingetrocknet sind und die Waschmittelmenge kann deutlich reduziert werden, indem man dem Waschgang einen Wasserenthärter hinzugibt. Ein nicht zu voller Kühlschrank erleichtert die Übersicht und so müssen seltener Lebensmittel weggeschmissen werden. Beim Zähneputzen genügt meist eine erbsengroße Portion Zahnpasta.

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ZERO WASTE EINKAUFEN

Schon beim Einkaufen kann man auf Verpackungsmüll achten und diesen vermeiden und zum Beispiel auf Plastiktüten für Obst und Gemüse verzichten oder nach Möglichkeit gleich auf dem Wochenmarkt einkaufen. Prinzipiell gilt immer Mehrweg statt Einweg und dabei Glas statt Plastik. Milch, Joghurt und Sahne bekommt man beispielsweise in fast allen größeren Supermärkten in Mehrwegglasflaschen. Auch an den Frischetheken einiger Supermärkte kann man sich Wurst oder Käse in die mitgebrachte Dose packen lassen. Natürlich sind kleine Bio-Läden hier oft flexibler als große Ketten. Lebensmittel wie Nudeln oder Reis sind aktuell noch relativ schwer ohne Verpackung zu bekommen, aber auch hier gibt es in Großstädten wie München, Hamburg, Stuttgart und Leipzig bereits Läden fürs Einkaufen ohne Verpackung. Außerdem gibt es auch Zero Waste Onlineshops wie www.zerowasteladen.de und www.zerowasteshop.de.

ZERO WASTE UND DIY GEHEN HAND IN HAND

Alles was man braucht, aber nicht ohne Verpackung kaufen kann, wird im Sinne des Zero Waste Gedankens selbst hergestellt. Von der Zahnpasta aus Natron, Stevia oder Heilerde bis zum selbstgemachten Shampoo, Deocreme, Waschmittel, Spülmittel und Putzmittel: Im Internet gibt es zahlreiche Rezepte. Hilfreich sind hier vor allem die Zero Waste Blogs wie www.wastelandrebel.com, www.simplyzero.de, www.freeofwaste.de und www.zerowastelifestyle.de. Abschließend kann man sagen, dass die Zero Waste-Bewegung wie bei jeder Änderung des Lebensstils vor allem am Anfang viel Umstellung und Aufwand bedeutet und für viele eine Herausforderung ist. Doch wer die konsequente Müllvermeidung nicht für realistisch und umsetzbar hält, kann ja auch mit kleinen Dingen schon einen Beitrag leisten.

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Hier noch ein paar allgemeine Tipps für den Alltag:
-Eigenen Kaffeebecher zum Bäcker mitbringen
– Auf Strohhalme verzichten
– Keinen Kassenbon im Supermarkt ausdrucken lassen
– Stoff- statt Papiertaschentücher
– Zahnbürsten aus Holz statt aus Plastik
– Baumwoll-Lappen statt Spülschwämme aus Synthetik
– Tüten, Brotbeutel, Geschenkpapier etc. sammeln und für andere Zwecke weiterverwenden
– Hochkonzentrierte Reinigungsmittel mit etwas Wasser strecken
– So lange wie möglich reparieren statt entsorgen

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Hast du schon von der Climatarian-Diät gehört? Sie bezieht bei der Ernährung die CO2-Bilanz der Lebensmittel mit ein, um so einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Das Mode-Label Lillika Eden legt viel Wert auf Nachhaltigkeit und zeigt, dass cooles Design dabei keineswegs auf der Strecke bleiben muss. Ein Gedanke, den auch die Marke Kerbholz vertritt und coole Accessoires aus Holz herstellt.