Epi-Food: Kann man sich gesund essen?
Wie viel Macht und Einfluss die richtige Ernährung auf unsere Gesundheit hat, steht außer Frage. Aber kann man das individuelle Erbgut durch Lebensmittel so beeinflussen, dass zum Beispiel bestimmte Krankheiten gar nicht erst auftreten? Die Epigenetik sagt ja! Und mit dem Ernährungs- und Lifestyle-Konzept „Epi-Food“ wird aus Wissenschaft Alltag.
Was ist epigenetische Ernährung?
Die Epigenetik ist ein Teilgebiet der Genetik, das sich mit der Frage beschäftigt, durch was die Aktivität eines Gens und damit die Entwicklung einer Zelle beeinflusst wird. Faktoren wie Sport, Stress, Gefühle, Klima, Hunger oder Überernährung können die Funktionsweise der Zellen quasi programmieren und so dauerhaft verändern. Auch die Ernährung hat Einfluss auf den Aktivitätsgrad der Gene, vor allem in der Schwangerschaft und den ersten Lebenswochen. Besonders während der Organreifung, also im Mutterleib, nach der Geburt und in der frühen Kindheit reagiert der Mensch sensibel auf Einflüsse von aussen. Somit werden früh die Weichen für Gesundheit und Krankheit gelegt. Die epigenetische Ernährung zielt darauf ab, das Erbgut durch bestimmte Lebensmitteln positiv zu beeinflussen. Mit der Folge, dass bestimmten Krankenheiten effektiv vorgebeugt wird.
Was bedeutet das in der Praxis?
Die gute Nachricht ist: Bei einer epigenetischen Ernährung muss man nicht wirklich auf viel verzichten, sondern lediglich bewusster essen. Frisches Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte und generell Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt sind erwünscht. Blattgemüse, Erbsen und Bohnen, Sonnenblumenkerne und Leber sind zum Beispiel gute Quellen für Folsäure. Auch Eier, Salat und Erdnüsse werden empfohlen. Für die Aufnahme von Eiweiß eignen sich zum Beispiel Spinat, Paranüsse, Knoblauch, rote Bohnen oder Tofu sowie Fisch, Huhn und Rindfleisch. Rotwein und das enthaltene Resveratrol sollen vorbeugend für Krebs und das Altern wirken, allerdings kann Alkohol den Folsäurespiegel im Körper negativ beeinflussen. Milch- und Weizenprodukte sowie raffinierter Zucker sollten bei einer epigenetischen Ernährung vermieden werden.
Das Konzept Epi-Food
Felicitas Riederle und Alexandra Stech haben mit Epi-Food ein Ernährungs- und Lifestyle-Konzept entwickelt, das sich auf den Grundgedanken der Epigenetik stützt. Dabei wird auf die folgenden drei Produktgruppen verzichtet: Weizenmehl-Produkte, Kuhmilch-Produkte und Industriezucker. Das Ziel ist es, genau die Stoffe aufzunehmen, die der Körper braucht und die Gene zu aktivieren und sogar zu reaktivieren. Epi-Food ist dabei eine Ernährungsweise, die zwar anfangs Umstellung bedeutet, doch keine strikten Maßnahmen abverlangt. Mit den Gerichten soll Gesundheit im Sinne eines aktiven Lebensgefühls gefördert werden. Dabei bildet die Basis die sorgfältige Auswahl qualitativer Produkte und zuallererst: Der gute Geschmack.
Warum kein Weizen?
Während das in Getreide enthaltene Gluten oftmals für Krankheiten wie Zöliakie verantwortlich gemacht wird, sagen die Entwicklerinnen von Epi-Food, dass andere Faktoren schuld sind. Nämlich die Überzüchtung des Weizens, die hohe Quecksilberbelastung und die Hinzugabe vom natürlichen Insektenabwehrstoff alpha Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI). Als Proteingruppe sind diese bereits im ursprünglichen Weizen vorhanden. Durch die erhöhte Dosis an ATI können im Körper entzündliche Prozesse verstärkt werden.
Als Alternative wird Dinkel empfohlen, da er qualitatives Eiweiß, mehr Vitamine (A1, B1, B2, D, E) und einen höheren Mineralstoffgehalt (besonders Selen, Zink und Kupfer) als Weizen hat. Ein weiterer Vorteil: Dinkel enthält keine Omega-Gliadine, die eine appetitanregende Wirkung haben und so dafür sorgen, dass wir mehr essen als wir wollen. Beim Kauf ist jedoch darauf zu achten, dass die Dinkelprodukte kein Weizen enthalten und wirklich rein sind.
Warum keine Kuhmilch?
Auch auf Kuhmilch wird bei Epi-Food verzichtet, da das enthaltene Proteingemisch Alpha-S1-Kasein als Allergen Verdauungsbeschwerden, Haut- und Atemwegserkrankungen und Hautprobleme auslösen kann. Es ist sehr schwer verdaulich, sodass die Milch nicht vollständig verwertet werden kann. Sie verklumpt und unverdaute Peptide können im Darm oder Dünndarm stecken bleiben, was chronischen Entzündung zur Folge haben kann. Epi-Food-Alternativen sind Schafs- und Ziegenmilchprodukte. Auch pflanzliche Varianten wie Nuss- und Getreidemilchsorten sind möglich.
Warum kein Industriezucker?
Unter Industriezucker versteht man bei Epi-Food raffinierten Zucker und künstliche Süßstoffe. Auf die Süßmacher soll verzichtet werden, da sie den Blutzuckerspiegel in die Höhe treiben und im Gehirn die gleiche Reaktion wie Morphin, Nikotin und Kokain auslösen. Zucker macht also süchtig. Bei übermäßigem Konsum drohen zum Beispiel Verdauungsprobleme, Schwächung des Immunsystems, Müdigkeit und Leistungsschwäche. Auch ein Pilzbefall im Darm sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunkrankheiten können aufkommen. Ersatzprodukte sind zum Beispiel Kokosblütenzucker, blauer Agavendicksaft, Birkenzucker und Trockenfrüchte.
[amazon box=“3895399361,B07RNGWPZG“]
Das interessiert Dich auch
Die Nutrigenetik orientiert sich ebenfalls an den individuellen Genen und basiert auf der Annahme, dass unsere Gene mitverantwortlich für unser Gewicht sind. Mit der richtigen Ernährung kann man diese „umschreiben“. Nussmilch ist eine vegane Alternative zu Kuhmilch und inzwischen weit verbreitet. Ihr könnt sie sogar ganz einfach selbst zubereiten! Zucker wird auch bei Epi-Food konsequent gestrichen. Aber ist eine Ernährung ohne Zucker möglich und wenn ja, wie?
Titelbild: ©Ella Olsson on Pexels