swedish death cleaning

Ordnungssystem mit Weitblick: Swedish Death Cleaning

Nein, bei dem zugegeben etwas morbide klingenden Swedish Death Cleaning handelt es sich nicht etwa um eine radikale Detox-Kur nach skandinavischem Vorbild. Stattdessen verbirgt sich dahinter eine Tradition, die Ordnung ins Leben bringt. Wir stellen euch die Methode zum strukturierten Ausmisten vor und erklären, was diese eigentlich mit dem Tod zu tun hat.

WAS IST SWEDISH DEATH CLEANING?

Hinter dem Begriff Swedish Death Cleaning, der seit ein paar Monaten durch die Lifestyle Blogs und andere Medien geistert, steht eine lange Tradition aus Schweden. Das „Döstadning“ ist eine Kombination aus den Wörtern für „sterben“ und „Sauberkeit“ und steht für die Kunst, die Dinge des Lebens zu ordnen. Das heißt nun aber nicht, dass die schnöde Hausarbeit und die Nachlassverwaltung einfach einen coolen neuen Namen bekommen haben, sondern dahinter steht eine Philosophie, die aus dem Profanen etwas Besonderes macht und dem Pragmatischen neuen Sinn verleiht: Man soll Wesentliches von Unwesentlichem trennen und bewusst entscheiden, was einem wichtig ist und was nicht.

ausmisten

©xavierarnau/iStock

Insofern ist das Swedish Death Cleaning gerade in Zeiten einer Konsum- und Überflussgesellschaft eine Rückbesinnung zum Ursprünglichen und geht eng mit der Minimalismus-Bewegung und dem allgemeinen Trend zum Decluttering (Entrümpeln) einher. Die Tradition wurde auch durch das Buch „The Gentle Art of Swedish Death Cleaning“ (Auf Deutsch „Frau Magnussons Kunst, die letzten Dinge des Lebens zu ordnen“) der über 80-jährigen Schwedin Margareta Magnusson neu belebt. Es dient als eine Anleitung für ein Leben mit weniger materiellem Ballast, wodurch man sich letzten Endes freier fühlt.

WARUM SO MAKABER? DER TOD ALS ORDNUNGSHILFE

Was hat nun aber der Tod bei all dem zu suchen? Ganz einfach: Neben dem Fokus auf den gegenwärtigen Zustand und dem bewussten Leben im Hier und Jetzt steht hinter dem Swedish Death Cleaning auch ein sehr fürsorglicher und liebevoller Gedanke: Nämlich, dass man nach dem Tod nicht seinen Hinterbliebenen die Arbeit hinterlässt, sondern bereits zu Lebzeiten für Ordnung sorgt. Die Idee dahinter ist so simpel wir einleuchtend: Wenn man darüber nachdenkt, was man nach seinem Tod wirklich hinterlassen soll, reduziert sich die Erbmasse schlagartig. Außerdem kann man mit der Vorbereitung von Papieren, Versicherungen und Finanzen den Hinterbliebenen viel Arbeit und Belastung ersparen. Natürlich kann das eigene Ableben auch nur als Orientierung dienen, denn das Swedish Death Cleaning ist nicht nur für Menschen, die sich konkret auf den Tod vorbereiten ein hilfreiches Konzept, sondern für alle, die sich von Ballast trennen möchten.

WIE FUNKTIONIERT SWEDISH DEATH CLEANING?

Wir kennen das: Man möchte zum Beispiel den Kleiderschrank aussortieren und ertappt sich immer wieder bei dem Gedanken „Das könnte ich ja doch nochmal gebrauchen“. Sich von materiellem Ballast zu befreien erfordert Konsequenz und Kompromisslosigkeit. Hier ein paar Tipps, wie ihr das Swedish Death Cleaning in der Praxis umsetzen könnt:

1. Den Grundsatz verinnerlichen
Das Death Cleaning braucht natürlich Mut. Es hilft sich einen oder mehrere Grundsätze der Methode immer wieder vor Augen zu halten. Zum Beispiel: „Behalte nur, was du liebst und was dich im Moment glücklich macht.“ Diesen kann man als Kompass bei jedem einzelnen Stück abrufen und gegenprüfen.

2. Von groß nach klein
Beginne moderat und mit großen Dingen und widme dich danach Kleinigkeiten wie Schmuck oder Deko. Ein großes Möbelstück ist oft schneller entsorgt als man denkt und man hat sofort einen spürbaren Effekt.

3. Die „Wegwerf-Kiste“
Gerade bei Erinnerungsstücken fällt das Aussortieren natürlich besonders schwer. Keine Angst, beim Swedish Death Cleaning sollen ja auch nicht alle Erinnerungen ausgelöscht werden. Die Autorin Margareta Magnusson hat selbst eine sogenannte „Wegwerf-Kiste“, in der sie Dinge mit persönlichem, sentimentalen Wert wie Briefe und Souvenirs aufbewahrt. Diese können die Angehörigen dann theoretisch nach dem Tod einfach wegwerfen.

aufraeumen decluttering

©sturti/iStock

4. Darüber sprechen
Man kennt das Phänomen: Bei einer Diät hilft es manchmal, anderen davon zu erzählen, um sich selbst einen gewissen Druck für die Umsetzung zu machen. Beim Death Cleaning hat die Kommunikation den gleichen Effekt. Außerdem können Eingeweihte dich unterstützen oder zum Beispiel zum Abnehmer von aussortierten Dingen werden. In Bezug auf den bevorstehenden Tod kann das Gespräch mit den Verwandten oder Freunden außerdem helfen, den Prozess emotional und praktisch einfacher zu machen.

5. Das Positive sehen
Natürlich ist es am Anfang schwer, sich von Dingen zu trennen. Aber du kannst den Abschied versüßen, indem du zum Beispiel anderen damit eine Freude machst. Ob Freunden oder Bedürftigen spielt dabei keine Rolle. Das Gefühl, das jemand anderes Freude an deinen aussortierten Sachen hat, hilft.

6. Sich in Verzicht üben
Zugegeben manchmal ist es nicht leicht, all den Versuchungen im Alltag zu widerstehen. Newsletter, Sale-Schilder und immer neue Angebote lösen oft eine Kauflust aus. Umso befreiender kann es sein, manchmal bewusst „Nein“ zu sagen. Das heißt natürlich nicht, dass man in Shopping-Askese leben muss – der bewusste Konsum ist hier das Schlüsselwort.

7. Sich belohnen!
Feiere kleine und größere Death Cleaning Erfolge mit Belohnungen wie einem Kinobesuch, einem tollen Essen oder einer Spa-Behandlung.

[amazon box=“3103973233″]

DAS INTERESSIERT DICH AUCH

Wabi Sabi heißt ein ästhetisches Konzept, das in Japan eine lange Tradition hat und vor allem bei der Einrichtung gelebt wird. Auch hier stehen Minimalismus und ein bewusster Konsum im Mittelpunkt. Das Überangebot lässt uns schnell maßlos werden. Wie wäre es mit einem Shopping Detox als Experiment? Auch in Sachen Smartphone und soziale Medien kann Enthaltsamkeit auf Zeit manchmal Wunder wirken. Digital Detox lautet das Stichwort!

abbinder newsletter