Alternative Verhütungsmethoden: Goodbye Pille, Kondom und Co.?
Verhütung ist ein Thema, mit dem sich jede Frau irgendwann zwangsläufig auseinandersetzen muss – und natürlich auch jeder Mann. Und der gute alte Spruch „Enthaltsamkeit ist die beste Verhütung“ dürfte mit Sicherheit keine Option sein. Während Pille und Kondom immer noch die geläufigsten sind, gibt es inzwischen aber eine große Auswahl an alternativen Verhütungsmethoden. Wir stellen euch einige davon vor und erklären euch, was die Vor- und Nachteile sind.
Woher weiß man, wie sicher welches Verhütungsmittel ist?
Die Sicherheit einer Verhütungsmethode misst der sogenannte Pearl-Index, benannt nach dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl. Ein Index von 1 bedeutet zu Beispiel, dass eine von 100 Frauen bei korrekter Anwendung innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger geworden ist. Je niedriger also der Pearl-Index, desto sicherer schützt die Methode. Aber: Wenn hier die Rede von Sicherheit ist, so meint man damit die Verhinderung einer Schwangerschaft. Die Risiken für verschiedene Geschlechtskrankheiten werden nicht über den Pearl Index erfasst. Das Kondom hat zum Beispiel einen Index von 2- 12, die Pille 01-0,9, die Dreimonatsspritze 0-0,9 und das Hormonimplantat für drei Jahre hat einen Index von 0-0,08.
Welche alternativen Verhütungsmittel gibt es und für wen sind sie geeignet?
Kondom und Pille sind nach wie vor an der Spitze der beliebtesten Verhütungsmethoden, gefolgt von Depot-Spritze, Spirale, Implantat und Diaphragma. Wir stellen euch einige alternative Verhütungsmethoden zu diesen geläufigsten Methoden vor, wie diese angewendet werden und was die Vor- und Nachteile sind.
Verhütungsring
Der flexible Vaginalring gibt Hormone ab und kann einmal im Monat selbst wie ein Tampon gewechselt werden. Er besteht aus durchsichtigem medizinischen Kunststoff, der weder Latex noch Silikon enthält und ähnlich wie die Pille auf Basis von Östrogenen und Gestagenen funktioniert. Durch seine flexible Form passt er sich gut an und wird nicht als störend empfunden. Andernfalls kann er für maximal drei Stunden herausgenommen werden. Nach 21 Tagen wird der Vaginalring entfernt und es erfolgt eine einwöchige Pause, in der es durch den Hormonentzug zu einer menstruationsähnlichen Blutung kommt. Danach wird ein neuer Ring und zwar am selben Wochentag und zur möglichst gleichen Uhrzeit eingesetzt. Der Verhütungsring eignet sich grundsätzlich für alle Frauen, die hormonell verhüten dürfen und wollen, regelmäßig Sex haben und eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten ausschließen können. Der Ring ist auch für Latex- und Silikon-Allergiker geeignet. Pro: Mit einem Pearl-Index: 0,4 bis 0,65 sehr sicher, man muss nicht täglich an die Verhütung denken. Contra: Kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten, Anwendung erfordert Übung, der Gedanke des Fremdkörpers ist für manche unangenehm, der Ring ist eventuell beim Sex für beide Partner spürbar, Nebenwirkungen durch die Hormone möglich. Kosten: Ca. 24 Euro pro Monat
Frauenkondom
Bietet Schutz vor Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten. Es eignet sich für alle Frauen, außer bei bekannten Allergien. Es besteht aus Polyurethan und hat einen weichen Ring am Ende. Es wird so tief wie möglich, bis zum Muttermund in die Scheide eingeführt und muss glatt an den Scheidenwänden anliegen. Nach der Nutzung muss der äußere Ring zweimal gedreht werden, sodass das Frauenkondom geschlossen und herausgezogen werden kann. Pro: Keine hormonelle Belastung, Verhütung nur wenn diese auch gebraucht wird. Contra: Relativ hoher Pearl-Index von 5 – 21, wenig Raum für Spontanität, eventuell Gefühlsverlust und „Stimmungskiller“ aufgrund der Optik und Handhabung. Kosten: Ca. 2-3 € pro Stück.
Verhütungspflaster
Das hormonhaltige Pflaster wirkt eine Woche und lässt sich auch unter enger Kleidung tragen. Es wird von der Frau selbst auf Oberkörper, Bauch, Gesäß oder Oberarm angebracht (aber nicht auf die Brust oder die Oberschenkel). Das Pflaster wird einmal wöchentlich, möglichst am gleichen Wochentag gewechselt. Wie bei der Pille erfolgt nach drei Wochen eine einwöchige Pause, in der es zu einer Blutung kommt. Danach wird ein neues Hormonpflaster aufgeklebt. Es sollte jedoch nicht immer auf derselben Stelle und nicht auf gereizten Hautpartien platziert werden. Das Pflaster setzt kontinuierlich die Hormone Östrogen und Gestagen frei, die über die Haut in die Blutbahn gelangen. Das Pflaster eignet sich grundsätzlich für alle Frauen, die hormonell verhüten dürfen und wollen. Für besonders aktive Frauen eventuell ungeeignet. Pro: Mit einem Pearl-Index von 0,72 – 0,9 sehr sicher, einfache Handhabung, man muss nur ein Mal wöchentlich an die Verhütung denken, kurzfristiger Schutz möglich. Contra: Das Pflaster muss fest sitzen und ist eventuell sichtbar, Nebenwirkungen durch die Hormone und Hautreizungen möglich. Kosten: Ca. 21 Euro pro Monat.
Basaltemperaturmethode
Berücksichtigt bei der Ermittlung der fruchtbaren Tage, wie hoch die morgendliche Aufwachtemperatur, die sogenannte Basaltemperatur ist (Pearl-Index 3). Dazu muss die Frau ihre Temperatur jeden Morgen mit einem speziellen, sehr genauen Thermometer messen. Alleine nicht empfehlenswert; kombiniert man die (Basal-)Temperaturmethode mit der Billings-Methode, kann das den Pearl-Index jedoch verbessern.
Billingsmethode (Zervixschleim-Methode)
Berücksichtigt wie der Gebärmutterschleim (Zervixschleim) aussieht. Zusätzlich kann zur Sicherheit noch der Zustand des Gebärmutterhalses ertastet werden. Alleine nicht empfehlenswert; in Kombination mit der Temperaturmethode lässt sich unter Umständen aber auch ein sehr guter Pearl-Index von bis zu 0,3 erreichen.
NFP – Natürliche Familienplanung
NFP ist der Überbegriff für Verhütungsmethoden, die auf eine möglichst natürliche Verhütung und ganz klar nur auf die Empfängnisverhütung, nicht aber den Schutz vor Geschlechtskrankheiten abzielen. NFP eignet sich grundsätzliche für jede Frau. Unter NFP versteht man normalerweise die Kombination mehrerer Methoden, da eine für sich alleine zu unsicher wäre. Der Begriff wird daher oft synonym mit der symptothermalen Methode verwendet – eine Kombination aus (Basal)Temperaturmethode und Billings-Methode. Bei geübten Anwenderinnen gilt diese Kombination mit einem Pearl-Index von 0,8-10 als relativ sicher. Pro: Keine hormonelle Belastung, keinerlei Eingriff in den Körper, zeitlich und örtlich flexibel, keine oder niedrige Kosten. Contra: Kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten, erfordert viel Disziplin und Sorgfalt, teilweise gewöhnungsbedürftig von der Handhabung. Kosten: Keine, außer den Anschaffungskosten für Thermometer und andere Hilfsmittel.
Kanus-Ogino-Methode
Um den Eisprung zu bestimmen, notiert die Frau in einem Menstruationskalender ihre Zyklustage. Mögliche Zyklusschwankungen machen diese Methode jedoch sehr unsicher (Pearl-Index: 9). Daher eher nicht zu empfehlen.
Verhütungscomputer
Verhütungscomputer bestimmen die fruchtbaren Tage der Frau. Die Sicherheit richtet sich nach den jeweiligen Methoden, auf denen die Computer basieren (Temperaturmessung beziehungsweise Hormonmessung im Urin). Die Sicherheit ist abhängig von den Methoden, die der Computer unterstützt. Bisher gibt es zum Pearl-Index von Verhütungscomputern keine unabhängigen Studien, sondern nur die Angaben des Herstellers. (Pearl-Index: 2 – 6)
Vorsicht bei diesen „Verhütungsmethoden“
Scheidenspülungen gelten übrigens als äußerst unsichere Verhütungsmethoden. Fast ein Drittel von 100 Frauen wird mit dieser Methode innerhalb eines Jahres schwanger! (Pearl-Index: 31) Spermizide töten Spermien ab, verhindern ihr Eindringen oder behindern ihre Beweglichkeit. Als alleinige Methode sind sie jedoch sehr unsicher. Fazit: nur in Kombination zu empfehlen (Pearl-Index: 18 – 29).
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Titelbild: ©Andrea Piacquadio on Pexels