Die Mischung macht’s – warum du nicht immer Everybody’s Darling sein musst
Nett und hilfsbereit zu sein, sind gute Eigenschaften, bergen aber auch eine Gefahr: Ist man erst mal in die Rolle des ewigen Sweethearts gerutscht, sind daran oft falsche Erwartungshaltungen geknüpft. Sowohl im Beruf- als auch im Privatleben ist daher die richtige Mischung aus Freundlichkeit und Durchsetzungskraft wichtig. Aber wie findet man die?
NETT SEIN UND SCHWACH SEIN IST NICHT DASSELBE
Auf den ersten Blick könnte man meinen, nette Menschen haben es in unserer Welt schwerer. Sie werden leichter übergangen, öfter ausgenutzt und oft als verweichlicht und nicht durchsetzungsfähig angesehen. Aber zum Glück gibt es auch einen Hoffnungsschimmer und gerade im beruflichen Kontext einen Wandel: Man muss kein jähzorniger Tyrann sein, vor dem die Mitarbeiter zittern, um Führungsqualitäten zu haben. Auch im Kollegium kommen letztlich oft die voran, die Teamgeist beweisen und eben nicht nur an sich denken – manchmal allerdings ist es auch ein Fluch, wenn man immer nett und hilfsbereit sein will.
WENN DAS GUT GEMEINTE VERHALTEN ZUM FLUCH WIRD
Falls du auch zu den Menschen gehörst, die immer für andere da sind, selbstlos mit anpacken und freundlich sind, auch wenn es in ihnen brodelt, kennst du vielleicht das Phänomen: „Erlaubt“ man es sich dann mal, kurz zu explodieren, einfach einen schlechten Tag zu haben, oder eine Aufgabe abzulehnen, wird man oft mit Unverständnis gestraft. „Jetzt sei doch nicht so zickig“ oder „Was ist mir dir heute los?“ sind dann zum Beispiel die Reaktionen. Anfangs entschuldigst du dich vielleicht sogar noch, denn du möchtest natürlich nicht unbequem sein. Doch genau das kann die Stellschraube sein, an der du drehen musst, um dein Verhalten und die Wahrnehmung anderer in Balance zu bringen.
NETT SEIN, ABER NICHT AUSGENUTZT WERDEN – DAFÜR IST TRAINING NÖTIG
Um es in aller Klarheit zu sagen: Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und nett zu anderen Menschen zu sein (gerade, wenn diese es nicht sind) sind bewundernswerte Charaktereigenschaften, die man sich nicht abtrainieren sollte. Im Gegenteil, wir sollten fördern, dass sie als Stärke statt als Schwäche angesehen werden – und zwar geschlechterübergreifend. Statt sich mit den metaphorischen Ellbogen zu prügeln, sollten wir uns öfter die Hände reichen. Die richtige Dosis aus Hilfsbereitschaft und Nettigkeit zu finden, die einen nicht auffrisst und zu erkennen, wann man auf den Tisch hauen muss, ist das Geheimnis für eine gute Balance und inneren Frieden.
Das Erstaunliche ist nämlich: Genauso wie du deine Rolle der ewig Netten aus Gewohnheit ausfüllst, haben sich deine Mitmenschen daran gewöhnt. Wenn du immer wieder aus dieser Rolle herausbrichst, öfter mal Nein sagst und zuerst an dich denkst, erkennen das die Menschen irgendwann an und gewöhnen sich um – und zwar ganz ohne blöden Kommentar und ohne dir ein schlechtes Gewissen zu machen. Es wird zwar eine Weile dauern und bedarf gerade zu Beginn viel Überwindung, weil du gegen dein Naturell ankämpfen musst, aber der Lohn sind ein Stück selbsterkämpfte Freiheit und neues Selbstbewusstsein. Und das fühlt sich noch viel besser an, als Everybody’s Darling zu sein!
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