Wenn Umwelt- und Klimaschutz zum Wettkampf werden!
Dass wir alle ein verantwortungsbewusstes Leben anstreben sollten, steht außer Frage. Der bewusste Umgang mit Ressourcen und nachhaltiger Konsum geht uns alle etwas an. Dabei können auch kleine Dinge schon den Unterschied machen und jeder kann seinen Beitrag anders leisten. Umso nerviger ist es, wenn man sich regelmäßig mit „Hobby-Missionaren“ konfrontiert sieht, denen es nie genug Engagement gibt.
„Wie, Du hast keinen Mehrwegbecher für Kaffee?“
Was lange als stylishes Accessoire für Instagram-Posts und sozusagen das „Must-have“ der Instagram-Blogger galt, ist inzwischen immer mehr verpönt: Der Coffee to go-Becher von Starbucks und Co. Schließlich sollten wir inzwischen alle auf Mehrwegbecher setzen! Die meisten Bäckereien bieten das ja auch mittlerweile an und grundsätzlich ist die Vermeidung von Müll und vor allem Plastik natürlich begrüßenswert. Doch was, wenn man seinen Becher vergisst oder eben seinen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit anders leistet? Schnell schießen auf Facebook oder im echten Leben ungefragte Kommentare aus dem Boden, ob man denn etwa keinen Mehrwegbecher habe? Auch gerne von Menschen, die sonst eher so semi-stark an unserem Leben interessiert sind.
Jeder hat einen anderen ökologischen Fußabdruck
Ich bin ehrlich und weiß zum Beispiel, dass bei mir hinsichtlich Plastikvermeidung und allgemein umweltfreundlichem Verhalten bei Konsumgütern noch Luft nach oben ist. Andererseits nutze ich seit 15 Jahren nur die öffentlichen Verkehrsmittel, während strenge Verfechter der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes eben gerne ihren Mehrwegbecher im Auto durch die Gegend fahren. Und das ist auch völlig in Ordnung, denn jeder hat seinen eigenen ökologischen Fußabdruck. Eine vielbeschäftigte Mutter oder eine berufstätige Frau, die ländlich wohnt, ist auf ihr Auto angewiesen und sollte sich dafür ebenso wenig rechtfertigen müssen wie ich für meinen Kaffee im Pappbecher.
Solange man der Umwelt nicht bewusst schadet und bereit ist, im Kleinen etwas in seinem Umfeld zu ändern, ist das meiner Meinung nach schon ein Anfang. Natürlich braucht es auch die leidenschaftlichen Verfechter und Menschen, die uns in unserem Konsumalltag die Augen öffnen, sonst wären Trinkhalme aus Plastik wahrscheinlich immer noch Standard. Ich möchte mich nur nicht rechtfertigen, wenn ich kein in jeder Hinsicht nachhaltiges Leben führe (das es übrigens meiner Meinung nach gar nicht geben kann). Vor allem nicht vor Menschen, die mich kaum kennen und nur eine Momentaufnahme kritisieren wollen.
Einen nachhaltigen Lifestyle kann man nicht mit einem Label (er)kaufen
Das Thema Nachhaltigkeit ist natürlich inzwischen auch ein Lifestyle-Trend, was ja im Ergebnis definitiv zu begrüßen ist. Dass Mode-, Kosmetik- und Lebensmittelmarken inzwischen auf Nachhaltigkeit, faire Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Herstellungsverfahren setzen, ist ein echter Fortschritt. Doch Verantwortungsbewusstsein kann man sich nicht mit einem Etikett kaufen, dazu gehört eben eine authentisch gelebte Einstellung und die ernsthafte Überlegung: Was kann ich persönlich leisten?
Die Antwort sieht je nach den Lebensumständen bei jedem anders aus und sollte meiner Meinung nach auch toleriert werden. Sicherlich ist irgendwann auch ein freundlicher Arschtritt nötig, weil wir Menschen nun mal bequem sind und unseren Komfort schätzen – aber dieser „Motivationsschub“ muss dann eben im besten Fall in Form von Aufklärung statt Vorwürfen stattfinden. Denn Verständnis und Erkenntnis waren meiner Meinung nach schon immer ein besserer und vor allem nachhaltigerer Motor für Wandel als ein schlechtes Gewissen!
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Auch in der Mode- und Beautybranche sind die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz angekommen. Die stylishen Uhren von Lilienthal Berlin etwa setzen auf nicht chemisch versiegeltes Leder und eine Fertigung in Deutschland. Das Label ZOÉ LU bietet Taschen mit austauschbaren Klappen und setzt so einen Trend gegen die Wegwerf-Mentalität und Fast Fashion. Viele Kosmetikmarken bieten außerdem inzwischen sogenannte „Refills“ an, sodass man die Verpackungen wiederverwenden kann.
Titelbild: ©Markus Spiske on Unsplash