Eigener Kosmos auf der Haut: Das Hautmikrobiom
Zugegeben, den Gedanken, dass sich auf unserer Haut Milliarden von Mikroorganismen tummeln, ignorieren wir im Alltag ganz gekonnt. Doch das sogenannte Hautmikrobiom hat wichtige Aufgaben für unser größtes Sinnesorgan und unsere Gesundheit allgemein. Wir stellen euch dieses natürliche Wunderwerk vor, das einer fragilen Balance unterliegt!
Was ist das Hautmikrobiom?
Das Hautmikrobiom bezeichnet das komplexe Gefüge aus verschiedenen Mikroorganismen auf unserer Haut, wovon Bakterien den Hauptteil ausmachen. Übrigens befinden sich auf der Haut sogar mehr Bakterien als im Darmmikrobiom. Kein Wunder, sie ist mit 1,5 bis 2 Quadratmetern Fläche eines unserer größten Organe. Aber auch andere Mikroben wie Pilze, Viren und weitere Einzeller finden sich auf unserer Haut. Insgesamt mindestens sieben Milliarden Mikroorganismen tummeln sich auf uns. Das Mikrobiom unterscheidet sich dabei von Mensch zu Mensch, da es durch Faktoren wie Hautregion, Alter, Geschlecht, Herkunft, Genen sowie Lebensstil beeinflusst wird. Mikrobiome sind anfällig für Veränderungen in der Umwelt, angefangen bei Make-Up bis hin zu Stoffen in der Luft oder in Räumen. Oft hat die Umwelt einen negativen Effekt auf „gute“ Bakterien, worunter die Gesundheit leidet.
Die Erforschung des Hautmikrobioms lieferte bereits eine Vielzahl neuer Erkenntnisse über Hautprobleme und deren Entstehung. Trockene Hautpartien wie die Unterarme (durchschnittlich 44 Bakterien-Arten) bieten den Einzellern bessere Bedingungen als feuchte Haut wie Achselhöhlen oder Kniekehlen. Ölige Stellen, zum Beispiel die Haut neben der Nase und zwischen den Augen, sind eher nicht von den Mikroorganismen besiedelt.
Fun Fact: Frauen besitzen eine viel größere Vielfalt verschiedener Bakterien an den Handflächen, obwohl sie sich durchschnittlich doppelt so häufig die Hände waschen.
Wie entsteht das Hautmikrobiom?
Die Haut eines Embryos ist noch keimfrei, aber schon während der Geburt nimmt ein Baby zum Beispiel Bakterien aus dem Geburtskanal der Mutter auf. Durch den Kontakt mit anderen Menschen, Haustieren und Gegenständen entwickelt sich das eigene Mikrobiom dann sehr schnell weiter. Doch natürlich werden nicht alle aus der Umwelt aufgenommenen Mikroorganismen Teil des Mikrobioms, das sie immer mit den bereits etablierten Mikroben konkurrieren müssen. Es herrscht quasi ein andauernder Kampf um den Platz auf unserer Haut! In der Pubertät verändert sich die bakterielle Zusammensetzung der Haut dann stark, was vermutlich auf hormonelle Veränderungen zurückzuführen ist. Bei Erwachsenen hingegen gibt es nur noch geringe Schwankungen. Allerdings sind Hautmikrobiome laut der Human Society of Microbiology ansteckend. Paare, die länger zusammenleben beginnen zum Beispiel nach und nach ähnliche Hautmikrobiome zu entwickeln.
So ist es nicht verwunderlich, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern auch ganze Familien einen eigenen, „mikrobiellen Fingerabdruck“ haben, den sie untereinander sowie mit ihrem häuslichen Umfeld austauschen. Allgemein gilt: Je näher sich Menschen stehen, desto ähnlicher ist auch die Mikrobengemeinschaft der Haut. Diese ist übrigens nicht etwa an den jeweiligen Ort gebunden, sondern an die Person. Wenn man umzieht, nimmt man somit das Mikrobenmuster der Familie mit und überträgt das binnen weniger Tage auf das neue Umfeld. Haustiere wie Hund oder Katze erhöhen übrigens noch das Vorkommen von Bakterien, die normalerweise auf Pflanzen und im Boden zu finden sind.
Wieso ist das Mikrobiom so wichtig?
Die Haut fungiert allgemein als Barriere gegenüber der Umwelt und zusammen mit dem Mikrobiom bietet sie Schutz vor Verletzungen und Krankheitserregern. Gleichzeitig dient sie Milliarden von Mikroorganismen als Lebensraum. Mikroben sind dabei beides: Partner und Feinde des Abwehrsystems. Neben schädlichen Organismen, die Krankheiten verursachen, gibt es viele, die für eine reibungslose Körperfunktion sorgen. So sorgt das Hautmikrobiom zum Beispiel für die Wundheilung und den Immunschutz. Das Zusammenspiel von Hautzellen, Immunzellen und den Hautmikrobiota sorgt dafür, dass das fragile Gleichgewicht auf der Haut bestehen bleibt. Wer nur selten Hautprobleme hat, hat wahrscheinlich ein ausbalanciertes Hautmikrobiom.
Zu viel Hygiene schadet dem Mikrobiom
Mit Seife, Deos und Co. bringen wir das tägliche Gleichgewicht der Haut durcheinander. Allein beim Duschen mit Wasser verlieren wir etwa 30 bis 40 Prozent unserer Hautflora. Eigentlich logisch: Unsere Haut ist evolutionstechnisch nicht darauf ausgelegt, jeden Tag mit heißem Wasser gewaschen zu werden. Unsere Mikrobenpopulation auf der Haut wird aber natürlich nie völlig zerstört. Einige Bakterien werden sich immer in feinen Hautritzen oder in Schweißporen halten und überleben, aber die natürliche Balance der Haut ist gestört. Es gibt übrigens bereits Hersteller wie Gallinée, Aurelia, Clinique, Éminence oder ibiotics die Produkte speziell für die Balance der Hautflora entwickeln. Stichwort: Probiotische Kosmetik.
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Probiotische Kosmetik setzt gezielt auf die Wirkung von Bakterien für eine gesunde Hautflora. Salicylsäure bekämpft Akne, Mitesser und große Poren. Wir stellen die Säure vor, der sich zum Beispiel in Peelings findet. Bereits ab 30 verliert die Haut an Elastizität und die ersten Falten werden sichtbar. Mit den richtigen Behandlungen kann man sich dennoch einen jugendlichen Glow bewahren!
Titelbild: ©CoffeeAndMilk on iStock