schwangerschaftsbauch einer jungen frau

Hör auf, Dein Kind zu vermarkten! Wenn Mutterschaft zum Werbezirkus wird

Seit Längerem gibt es eine neue Kategorie unter den Bloggern: Die sogenannten Mama-Bloggerinnen. Was als schöne Community für Mütter und Eltern begann – wobei die Väter stark unterrepräsentiert sind – nimmt immer öfter auch fragwürdige Züge an. Zum Beispiel dann, wenn aus charmanter Offenheit Marketing-Kalkül und auch unter den „Normalo-Müttern“ das Kind und der ganze Mama-Kosmos zur Selbstdarstellung genutzt wird.

OFFENHEIT UND ENTTABUISIERUNG SIND GUT, ABER WO IST DIE GRENZE?

Es gibt Themen, mit denen man sich als Frau erst beschäftigt, wenn man schwanger ist oder eben frisch gebackene Mama, und wenn es nach mir geht, ist das auch gut so. Doch heutzutage weiß ich als Frau ohne Kind schon mehr über entzündete Brustwarzen, Windeln nach der Geburt, Schnullerentwöhnung und abfallende Bauchnabel, als mir lieb ist. Und zwar nicht, weil ich gezielt nach diesen Informationen gesucht hätte, vielmehr springen sie einem in allen Medien entgegen.

junge mutter mit kleinem kind auf dem arm

@iStockphoto | Vovchyn Taras

Auf Instagram kursieren Hashtags wie #ssw (Schwangerschaftswoche) oder eben auch #schnullerentwöhnung. Immer dann, wenn zum Beispiel eine Bloggerin schwanger wird, weiß ich: Nun wird ein ganz neuer Themenkosmos eröffnet. Selbstverständlich ist es völlig natürlich, über diese große Veränderung auch zu schreiben und das zu teilen, aber es gibt oft Momente, in denen ich mich frage: Dient das nun wirklich der Aufklärung und Offenheit oder nur der Vermarktung?

BRAUCHT EIN KLEINKIND WIRKLICH EINEN EIGENEN INSTAGRAM ACCOUNT?

Nun muss man natürlich unterscheiden zwischen „normalen“ Müttern, die eventuell auch etwas Übereifer an den Tag legen und – für meinen Geschmack, der natürlich irrelevant ist– etwas zu offen und intim über diverse körperliche Vorgänge von sich und ihrem Nachwuchs berichten und den professionalisierten Müttern, den Mama-Bloggerinnen. Diese haben aus ihrer Mutterschaft und dem Informationswahn gleich ein Business gemacht. Das geht dann gerne auch mal so weit, dass das Kind bereits mit ein paar Monaten einen Instagram Account hat. Wie praktisch, dann kann man es gleich immer markieren!

mutter und kind hüpfen auf dem bett

©iStockphoto | MilosStankovic

OFFENHEIT JA, ABER NICHT AUF KOSTEN DER KINDER

Nun werden viele sagen (vor allem Mütter), ich habe ja gar kein Recht auf eine Meinung, schließlich habe ich keine Kinder. Das sehe ich anders: Wir sind alle ein Teil der Gesellschaft und die Diskussionen, die sich nun mal immer mehr im Netz abspielen, verändern auch unsere ethischen und moralischen Vorstellungen. Zum einen werden Kinder oft gezielt als Werbefigur genutzt, auch wenn sie einen lustigen Sticker auf das Gesicht bekommen, zum anderen suggeriert diese omnipräsent gelebte Offenheit meiner Meinung auch: Du musst darüber reden, sonst schürst du das Tabu!

junge frau filmt sich und zeigt kinderpullover

@iStockphoto | silverkblack

Oft liest man nämlich auf diesen #mamablogs (nicht nur in Bezug auf Stillfotos): „Das ist das Natürlichste auf der Welt“. Aber vielleicht wollen manche Frauen diese intimen Momente gar nicht teilen und auch in der Schwangerschaft und nach der Geburt nicht mit Fremden über die körperlichen Vorgänge von sich und ihren Babys sprechen. Ist Zurückhaltung in diesen Themen dann etwas Unnatürliches? Was bleibt, ist der große Unterschied: Ob und was ich als Mutter teilen und öffentlich diskutieren will, bleibt grundsätzlich meine Entscheidung. Nur das Kind, das automatisch Teil dieser Gespräche ist, kann diese eben noch nicht fällen. Darüber sollten die geschäftstüchtigen Mama-Blogger nachdenken, bevor sie den nächsten Beitrag zum Thema #momlife in den digitalen Orbit jagen!

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Eine coole Mama, die unter anderem auch Produkte für Kinder entwickelt, ohne ihre eigenen massiv zu vermarkten, ist Jessica Alba. Ihr Kosmetik-Label The Honest Company wurde jetzt auch in Deutschland gelauncht. Putzen, Backen, Kochen, Aufräumen: Es gibt Frauen, denen Hausarbeit wirklich Spaß zu machen scheint. Aber was ist mit uns anderen, fehlt uns das „Hausfrauen-Gen“? Die Beziehung zu unserer Mutter ist einzigartig und aus Rivalität wird im Lauf der Zeit oft Anerkennung und Wertschätzung.

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