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Wissenswert

Knigge 2.0: Welche Verhaltensregeln gelten noch?

Fast jeder hatte wahrscheinlich schon mal eine Begegnung, nach der man sich dachte „Dem sollte man mal Manieren beibringen“. Wie praktisch, dass es den sogenannten Knigge gibt. Aber welche Benimmregeln sind überhaupt noch aktuell und welche vielleicht in der heutigen Zeit sogar antiquiert? Wir geben eine Übersicht, wie man sich in der Freizeit und im Büro nicht blamiert.

Der Irrtum über Knigge

Der deutsche Schriftsteller Adolph Freiherr Knigge veröffentlichte im Jahr 1788 sein Buch „Über den Umgang mit Menschen“, das bereits zu seinen Lebzeiten zum Erfolg wurde. Allerdings war dessen Thema keine (wie man heute fälschlicherweise oft annimmt) Anleitung zur Einhaltung der Etikette, bei der die Umgangsformen nur um der offiziellen Förmlichkeit Willen dargeboten werden. Stattdessen war es eher eine von den Idealen der Aufklärung geprägte Sammlung von „Umgangsregeln“. Nach seinem Tod wurde das Buch wiederholt von Herausgebern umgeschrieben und in neuer Gestalt publiziert. Der „moderne Knigge“ war geboren. So wurde der Name Knigge zum Synonym für Etikette und ist im kollektiven Bewusstsein als Benimmratgeber oder „Anstandsfibel“ abgespeichert.

Welche Verhaltensregeln sind heute noch aktuell?

Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung erleben Manieren und gutes Benehmen eine Renaissance: Es gibt Benimmkurse, Etikette-Newsletter und mehr. Daher stellt sich die Frage: Welche Benimm- und Anstandsregeln gelten immer noch und passen in unser modernes Zeitalter?

Allgemeines

Ladies First

Tatsächlich hat sich bei dem Thema „Ladys first“ seit der Emanzipation so einiges getan. Auch Frauen sollten heute Männern die Tür aufhalten und ihnen zum Beispiel im Fahrstuhl mal den Vortritt lassen. Die Frage nach der Höflichkeit ist hier nicht mehr so stark an das Geschlecht geknüpft.

Intimabstand

Man sollte beim Gespräch immer einen „Respektabstand“ von ca. 50 cm einhalten. Alles andere kann zu aufdringlich und respektlos wirken.

Pünktlichkeit

Pünktlichkeit kommt nie aus der Mode, weil sie ein Zeichen der Wertschätzung und Höflichkeit ist. Verspätet man sich, ist es gerade im Zeitalter des Handys Pflicht, dies mitzuteilen.

Begrüßung

Bei größeren Gruppen mit Personen verschiedenen Geschlechts kann man beim Begrüßen der Reihe nach gehen. Im Job gilt immer noch, dass die hierarchisch am höchsten stehende Person zuerst begrüßt wird. Dass man einer Frau zuerst die Hand gibt, ist heute nicht mehr verpflichtend. Wenn man am Tisch sitzt, steht man zur Begrüßung auf, wenn eine Person dazukommt – egal ob Mann oder Frau. Wenn der Gast allerdings zu spät kommt, dann darf man sitzen bleiben.

Anstoßen mit Alkohol

Lange galt, dass nur mit Wein, Sekt oder anderem Alkohol angestoßen werden darf. Heute darf man mit allen Getränken – auch mit Wasser – anstoßen. Bei Feiern sollte den ersten Schluck übrigens der Gastgeber trinken, sobald alle Gäste ein volles Glas haben.

Niesen

Bei offiziellen Anlässen und Meetings wirkt es störend, wenn man nach einem Nieser „Gesundheit“ wünscht. Im privaten Umfeld und wenn es das Gespräch nicht stört, ist das „Gesundheit“ immer noch willkommen und ein Zeichen der Aufmerksamkeit. Entschuldigen für das Niesen muss man sich übrigens nicht. Es sei denn, man muss mehrmals hintereinander niesen und stört dabei den Termin erheblich.

Das „Du“

Wer bietet wem das Du an? Im Geschäftsleben geht es von dem aus, der hierarchisch höher steht – im privaten Bereich bietet es der/die Ältere es an. Das Gleiche gilt auch für die Begrüßung mit Handschlag.

Im Restaurant

Vom Teller des Gegenübers probieren

Wenn man im Restaurant vom Teller des anderen probiert, ist das heutzutage kein Fauxpas mehr.

Gläser richtig halten

Gläser am Kelch zu halten, zeugt von schlechten Umgangsformen. Hat ein Glas einen Stiel, dann muss man es auch an diesem halten.

Die Serviette

Die Papierserviette sollte nach dem Essen nicht zusammengeknüllt auf dem Teller landen, sondern locker gefaltet links neben den Teller gelegt werden.

Brot tunken

Auch wenn es noch so lecker ist: Brot in die Suppe zu tunken ist in Restaurants ein No-Go! Das Trinken der restlichen Suppe aus einer kleinen Suppentasse mit Henkeln ist hingegen erlaubt. Aber bitte ohne lautes Schlürfen.

Besteck

Den Kaffee- oder Teelöffel leckt man nach dem Umrühren der Flüssigkeit nicht ab. Stattdessen legt man ihn in nassem Zustand neben der Tasse ab. Gleiches gilt übrigens für anderes Besteck auch. Offensichtliches Ablecken von Löffeln, Gabeln und Messern sollte man sich im Restaurant verkneifen.

Der Knigge für das Handy

Bei Veranstaltungen, Abendessen und weiteren Events sollte man sein Handy auf lautlos oder den Vibrationsmodus schalten. Das Handy sollte außerdem nicht auf dem Tisch liegen, sondern zum Beispiel in der Hosentasche verstaut werden. Erhält man einen wichtigen Anruf oder eine Nachricht, entschuldigt man sich und verlässt den Raum beziehungsweise den Tisch, um die anderen nicht zu stören. Man sollte nicht zulange wegbleiben und sich noch einmal entschuldigen, wenn man wieder zurückkehrt.

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Ein Paradebeispiel für gutes Benehmen ist der Gentleman. Aber hat dieser in unserer modernen Welt überhaupt noch Platz? Das Handy kann nicht nur beim Essen stören. Mit einem Digital Detox kann man sich bewusst eine Auszeit nehmen. Statt Whatsapp und Co. sollten wir vielleicht wieder öfter klassisch zu Papier und Stift greifen. Ein handgeschriebener Brief kommt nie aus der Mode!

Titelbild: ©Anna Rye on Pexels