Marketing-Gag „Trend-Tier“: Warum funktioniert das Geschäft mit Alpaka und Co.?
Rational erklären kann man auf den ersten Blick nicht, warum erwachsene Menschen sich quasi um eine Einhorn-Schokolade prügeln oder sich über Faultiere, Alpakas und Flamingos ein Loch in den Bauch freuen. Wieso funktioniert das Geschäft mit den niedlichen Tieren und wann ist es zu viel des Guten?
DAS INNERE KIND UND DIE WERBEINDUSTRIE SIND SCHULD
Folgendes Szenario: Ich stehe an der Kasse, unter dem Arm habe ich eine knallpinke Flamingo-Gießkanne geklemmt. Im Vorbeigehen entdecke ich noch eine Postkarte mit niedlichem, treudoof schielendem Faultier und irgendeinem pseudo-witzigen Spruch. Die muss auch noch mit! Während ich da so stehe und meine Geschlechtsgenossinnen beobachte, die auch mindestens einen Artikel im Einkaufskorb haben, den eines dieser Tiere ziert, frage ich mich: Warum funktioniert dieser Marketing-Gag eigentlich so gut? Erster Gedanke: Eine schöne Verpackung, Design und eine geschickte Werbekampagne sind inzwischen für den Erfolg eines Produktes fast wichtiger als das Produkt selbst. Ich erinnere mich noch gut an den Hype um die Einhorn-Schokolade, bei dem wütende Fans auf facebook ihrem Ärger Luft machten, weil sie sich umsonst einen halben Tag frei genommen und dann doch keine Schokolade bekommen hatten. Nochmal der Deutlichkeit halber: Es ging um Schokolade! Diese wurde dann anschließend auch teilweise für 40 € pro Stück bei ebay verkauft. Ich glaube ja, dass Produkte mit niedlichen Tier-Designs das Äquivalent zu den Spielsachen aus Kindertagen sind. Wir haben den ganzen Tag mit Arbeit und Verantwortung zu kämpfen, da darf uns doch auf unserer Tasse zumindest ein niedliches Einhorn oder Alpaka entgegen grinsen.
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VOR ALLEM WIR FRAUEN SIND GEFÄHRDET, IN DIE TRENDTIER-FALLE ZU TAPPEN
Auch wenn wir uns das vielleicht nicht eingestehen wollen: Wir alle sind beeinflussbar und ja, ich lehne mich soweit aus dem Fenster zu sagen, dass wir Frauen besonders leicht zu ködern sind. Manche mögen das jetzt willensschwach nennen, ich will es lieber positiv sehen: Wir erfreuen uns eben an schönen Dingen und wenn diese dann niedlich sind und oder glitzern, umso besser. Natürlich gibt es auch viele Frauen, denen Einhörner, Faultiere und Co. völlig egal sind, aber es gibt eben auch den Rest und diese kleine Stimme im Kopf, die sagt: „Süß ist es ja schon irgendwie!“.
SITZEN IRGENDWO IN BERLIN FINDIGE WERBER, DIE DAS KOMMENDE TRENDTIER FESTLEGEN?
Man fragt sich bei diesem ganzen Zirkus aber schon irgendwie: Wie konnte zum Beispiel ein Alpaka, das man früher wegen der Spuckgefahr eher abschätzend behandelte, zum Trend-Tier avancieren? Gibt es irgendwo eine Gruppe von kreativen Werbern und Agenturen oder gar ganze Trend-Scouts für besonders verkaufsfördernde Tiere? Inzwischen ist der Hype ja sogar so groß, dass uns die virtuellen Versionen als Emoji oder Video gar nicht mehr reichen. Alpaka-Farmen mit geführten Alpaka-Touren boomen inzwischen. Ich weiß das, weil ich selbst an einer teilgenommen haben. Ja, weil ich eben auch ein „Werbeopfer“ bin und mich als Großstädter nach einer Erfahrung in der Natur sehne. Als ich dann in der Gruppe aber beobachtete, wie erwachsene Menschen mit „Manfred“, „Wolli“ und Co. Selfies schießen, fragte ich mich sich schon: Ist das jetzt noch normal? Ich finde, es ist wie immer eine Sache der Dosis. Wenn man im Drogeriemarkt steht und einem gefühlt von jedem Tiegel und jeder Tube ein anderes Tier entgegenspringt, lauert der Trendtier-Overkill. Für mich war ja der Übergriff in die Abteilung der Hygieneartikel ehrlich gesagt zu viel. Braucht man wirklich Toilettenpapier mit Lama-Aufdruck? Was kommt als nächstes? Tampons im Faultier-Design? Gefühlt haben wir den Höhepunkt ja bereits hinter uns und der Hype scheint wieder etwas abzuflachen, aber nicht mehr lange, dann ist Sommer und ihr wisst was das heißt: Einhörner und Flamingos als Pool-Gummitiere!
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